Üppig grüne Vegetation – Heimat des Vinho Verde

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Die Farbe „Grün“ weckt in der Weinwelt unterschiedliche Assoziationen. Auf der negativen Seite stehen grüne, unreife Noten, die man natürlich in keinem guten Wein schmecken möchte (es in manchem Rotwein allerdings noch schmecken muss). Doch denke ich bei dieser Farbe in erster Linie sensorisch an Frische, an Spritzigkeit, an beschwingten, leichten Trinkgenuss, eben ideal für die lauen Terrassenabende im Hochsommer. Das alles bieten die weißen „grünen Weine“ – die Vinho-Verde-Weine aus Portugals Nordwestecke. Übrigens eine der ältesten Herkunftsbezeichnungen in Portugal, die im Norden vom Fluss Minho nach Spanien hin begrenzt wird.

Hier gibt es auf einer Rebfläche von 21 000 Hektar, die sehr kleinteilig parzelliert ist, eine abwechslungsreiche Geografie mit einem dichten Netz von tiefen Tälern und vielen Wasserläufen. Dank der reichlichen Niederschläge von 1200 mm/Jahr ist die Vegetation üppig grün – verde eben. Zu 90 Prozent werden hier Weißweine erzeugt. Die Rotweine, die früher im Anbau überwogen, sind mit ihrer vegetabilen Herbe ebenfalls interessant, doch bei uns schwer zu finden und müssen noch auf ihre Entdeckung warten.
Schon seit dem 12. Jahrhundert wird hier Weinbau betrieben – früher oft in traditionellen Erziehungssystemen wie etwa dem „Uveiras“, bei dem sich die Rebpflanzen an Bäumen hochranken, doch mittlerweile steht das meiste in modernem Drahtrahmen. Hier wächst so einiges, was dem deutschen Durchschnittstrinker erst einmal „spanisch“, ähm, natürlich „portugiesisch“ vorkommt, denn etliche autochthone Rebsorten haben hier ihre Heimat, vom Alvarinho (der Albarino Galiziens) über Arinto bis zu Loureiro und Trajadura, um nur die wichtigsten zu nennen. Dieses bunte Rebsortenspektrum steht vorwiegend auf Granitböden, doch ein wenig Schiefer ist auch dabei. Die Weinberge sind gut bewindet, sodass nur sehr sparsam gegen Pilzkrankheiten gespritzt werden muss. Die mineralreichen Böden verleihen den Weinen viel Würze und eine erfrischende, aber nicht schroffe Weinsäure. Vor 20 Jahren gab es hierzulande zwar nur preisgünstige, aber eher schlichte Vertreter dieser Weingattung, die nur begrenzten Trinkspaß boten. Doch das Bild hat sich enorm gewandelt, dank einer neuen Winzergeneration und einer besseren Ausbildung wurde die Chance auf den Weltweinmärkten erkannt und genutzt. Die Weine kosten zwar nicht mehr zwei Euro, doch für ebenfalls faire 5 bis 9 Euro bekommt man nun hier im Handel eine ganze Palette stilistisch zwar ähnlicher Weine, die aber viel mehr Charakter und Differenzierung als früher zeigen. Diese jung zu trinkenden Weißweine sind nicht nur erfrischend, sondern durchaus gut strukturiert, feinwürzig mit Zitrusnoten und kräuterig-aromatisch bei schön moderaten Alkoholgraden. Hellgelb mit einem zarten Grünschimmer funkeln sie im Glas und sind zur leichten Sommerküche mit Salaten, Sushi, nicht zu fetten Fischgerichten oder vegetarischen Speisen wie geschaffen. Meine Empfehlungen: 2012 Quinta de Aveleda und 2012 Dom Diego von der Quinta da Raza.
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