Rueda – Weißwein, Kieselstein und Jungschwein
Noch vor wenigen Jahren rief die Erwähnung der Bezeichnung Rueda selbst bei vielen Weinliebhabern nur ein Achselzucken hervor. Viel war es ja auch nicht, was dieses westlich der D.O. Ribera del Duero (also nordwestlich von Madrid) gelegene spanische Anbaugebiet zu bieten hatte. Zumeist war es der Rueda cortado, ein oxidativ ausgebauter, aufgespriteter Weißer, der so gar nicht mehr ins Beuteschema der Weißweintrinker passen wollte.
Doch… “the times, they are a changin“, heutzutage finden sich moderne, knochentrockenen Weißweine aus Rueda in jeder angesagten spanischen Weinbar und auf sämtlichen Restaurantkarten besserer Restaurants hat der zumeist in hellem Gelb strahlende Wein Einzug gehalten.
Oh,…das Glas ist ja fast leer, also hat´s wohl gemundet.
Natürlich hat das viel mit der Hinwendung zu diesem heute populären, trockenem Weinstil zu tun, doch die Voraussetzungen in dieser Ecke Spaniens sind gut für Weißweine. Hier findet sich ein enormes Potential an wurzelechten, alten Reben, die viele Mineralien aus dem kargen, durchlässigen und von großen Kieselsteinen durchsetzten Boden zu transportieren vermögen.
Die Tages- und Nachttemperaturen unterliegen gerade in der letzten Reifephase großen Differenzen, was bekanntlich die Aromenbildung fördert und oft weht ein trockener Wind, der Rebschädlingen das Leben schwer macht. So gibt es neben den alteingesessenen Gütern mittlerweile eine ganze Menge großer bis sehr großer Weinproduzenten aus benachbarten Regionen wie Rioja und Ribera del Duero, die hier kräftig investiert haben. Dazu gehören beispielsweise die Unternehmen La Rioja Alta und Martinez Bujanda, die die noch relativ niedrigen Bodenpreise genutzt haben, um in Rueda Kellereien aus dem Boden zu stampfen.
Doch auch eine einheimische Wein-Dynastie wie José Pariente verfügt über einen leistungsfähigen Betrieb, aus dem recht schöne Weine kommen:
Alle Betriebe sind hochmodern ausgestattet, hier wird eben gutes Geld verdient, und es wird fast überall mit den erlaubten Werkzeugen aus dem Baukasten der modernen Önologie wie Aromahefen, Enzymen und Stabilisatoren gearbeitet. Gelegentlich deuten auch mal ein paar Betoneier darauf hin, daß eine junge Generation etwas Neues ausprobieren möchte.
In diesen Großkellereien wird zumeist Massenware produziert, die aber selbst im Einstiegsbereich (im Großhandel um die 1,- Euro ab Keller !) mit dem typischen Geschmack nach Kräutern wie Fenchel, exotischen Früchten und einer frisch-saftigen Fruchtsäure aufwarten kann. Natürlich nicht überaus intensiv, jedoch charakteristisch.
Auf der anderen Seite gibt es die kleinen Individualisten, die sich mit Intelligenz und Kreativität ihre Nische geschaffen haben und diese erfolgreich besetzen. Claudio Vidal Obregón von der Bodega Vidal Soblechero ist so einer. Er arbeitet ökologisch, setzt auf niedrige Erträge und hat auch sonst einige Ideen, wie die zur Starenabwehr eingesetzten Falken zeigen. Und die Weinqualität ist ausgezeichnet mit präzisen, differenzierten Aromen.
So passen die Weine aus der Verdejo-Traube, die frisch genossen werden sollten, mit ihrer Flexibilität exzellent zur kastilischen Küche, doch sie können auch auf deutschen Terrassen eine willkommene Abwechslung zu Riesling und Co. sein.
Kaum, zu glauben, aber dazu passt Rueda-Wein auch…