Obwohl Bischofsheim keine Weinbaugemeinde ist, gibt es dort ein familiär geführtes Weingut auf klarem Qualitätskurs.
Wenn man von außen auf das schmucke, aber nicht übermäßig auffällige Eckhaus blickt, sieht auf den ersten Blick alles ganz normal aus, bis das unübersehbare Schild „Weinverkauf“ Aufmerksamkeit erregt. Bei näherem Hinsehen findet man am Eingang kleine Tafel, die auf eine Auszeichnung in einem international angesehenen Weinführer hinweist. Aha, hier gibt´s also Wein. Doch ein richtiges Weingut in Bischofsheim, und wo sind dort die Wein-„Berge“ ?
Früher gab es Wein in der Gegend
Die Zeiten des Weinanbaus südlich des Mains gab es wohl, wie eine exemplarische Rüsselsheimer Urkunde aus dem Jahr 1435 belegt, doch die Blütezeit liegt nun doch schon einige Jahrhunderte zurück. Heute ist das alles vergessen und der Platz wird auch eher für Gewerbegebiete benötigt. Doch seit sich Michael Bott und seine Frau Gabi 1996 in der ehemaligen Eisenbahnergemeinde häuslich niedergelassen haben, gibt es hier ein Weingut mit Weinverkauf. Zwar befinden sich die Rebflächen und die Betriebsstätte in Mainz-Kostheim, doch die „Zentrale“, die seit 2016 um eine modern – funktionelle Vinothek, die „WeinBOTTique“, erweitert wurde, hat sich in Bischofsheim und Umgebung bereits einen Namen mit ihren klassischen Qualitätsweinen gemacht. „Die Leute können hier beim Winzer direkt unsere modernen, doch auch der Rheingauer Weintradition verpflichteten Weine kaufen“, erläutert Michael Bott, der 1985 seine Ausbildung zum Weinbautechniker bei der staatlichen Lehr-und Versuchsanstalt Weinsberg als Jahrgangsbester beendete. Seitdem ist er hauptberuflich als Betriebsleiter für sämtliche Maßnahmen in einem renommierten Hochheimer VDP-Weingut verantwortlich und auch in seiner Zeit als Vorstandsmitglied im Rheingauer Weinbauverband hatte sein Wort Gewicht.
Anfänge in Mainz-Kostheim
Nach dem 2. Weltkrieg setzte der Großvater von Michael Bott in Mainz-Kostheim auf Wein, nachdem ein Landhandel mit Sämereien, Setzkartoffeln und Vielem mehr das Familieneinkommen sicherte. Nun wurden zusätzlich Weinberge erworben, Wein ausgebaut, auf Flaschen gefüllt und verkauft. Dies lief so gut, daß sich Hans-Josef Bott, Michaels Vater, fortan auf den Rebensaft konzentrierte. In der dritten Generation übernahm Michael Bott 1989 nebenberuflich das Weingut, um die Tradition weiterleben zu lassen und die Qualität weiter nach oben zu pushen. Die Liebe zu seiner aus Bischofsheim stammenden Gattin Gabi, bei der der Verkauf und die Kundenbetreuung in besten Händen liegen, verschlug ihn in die Mainspitzgemeinde und bald war das Haus mit vier Kindern von quirligem Leben erfüllt.
Sohn David erkundet neue Wege bei der Weinbereitung
Mittlerweile sind die Kinder aus dem Haus, nur Hündin Anka sorgt noch für Aufregung. Doch hat mit dem 28-jährigen ältesten Sohn David, der seine Ausbildung an der Wein-Uni in Geisenheim absolvierte, schon die vierte Generation nachdrücklich auf sich aufmerksam gemacht. David, hauptberuflich in einem Weinlabor tätig und in seiner Freizeit begeisterter Handballspieler, verantwortet zunehmend mehr Bereiche im Weingut. Besonders die Rotweinbereitung bei Spätburgunder und Merlot liegt ihm am Herzen und etliche neue Methoden wie der Weinausbau in neuen kleinen Holzfässern, den Barriques, haben – von Vater Michael positiv begleitet – ihren Weg in die Weine gefunden. „Schon nach der Schule wusste ich, daß mir dieser Weg Spaß machen würde und die Eltern haben mir immer alle Freiheit gelassen, meine Ideen zu verwirklichen“, freut sich der Junior, dessen drei jüngere Geschwister sich für andere Berufswege entschieden haben. Doch wenn´s darauf ankommt, etwa bei den zahlreichen Bischofsheimer Ortsfesten wie Kerb, Weihnachtsmarkt oder beim Weinprobierstand am Kostheimer Mainufer, da steht die ganze Familie selbstverständlich und solidarisch auf der Matte.
Beste Lagen in Kostheim
Die Weinbaugemeinde Mainz-Kostheim steht unter „Kennern“ immer etwas im Schatten des benachbarten und berühmten Weinortes Hochheim, doch auch hier gibt es exzellente Weinlagen auf Lößböden mit teilweise hochwertiger Kalkauflage. Die Botts holen hier aus vier Hektar guten Lagen hauptsächlich Trauben für ihre schon mehrfach von unabhängigen Jurys prämierten Rieslingweine, doch auch Spätburgunder, Grauburgunder und sogar der mediterrane Merlot gedeihen in diesem Zipfel des Anbaugebietes Rheingau sehr gut. Die Weine werden in der Regel kompromisslos trocken ausgebaut. „Unsere Weine sollen Stil und Charakter haben und kein Mainstream sein“, lautet die Devise.
Zum Abschied erklärt der umtriebige Winzer, der sogar im Kfz-Kennzeichen dem Kürzel „BQ“ dem Credo „BOTTled Quality“ Ausdruck verleiht: „Wir haben keine Angst vor Arbeit, doch wir feiern und reisen auch gerne, sind gesellig und vielseitig interessiert“.