Braida – immer noch eine Messlatte für modernen Spitzen-Barbera

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:PORTRAITS

Jeder kundige Weinliebhaber weiß, daß der vor 23 Jahren verstorbene Gemütsmensch und Genießer Giacomo Bologna in seinem Weingut Braida die Stilistik der bis dahin eher unterbelichteten roten Rebsorte Barbera quasi neu erfunden hat. Mit seinem in neuen Barriques ausgebauten Bricco dell´Uccellone (der „große Vogel“) aus der Unterzone Barbera d´Asti setzte er neue Maßstäbe in puncto Stilistik, Qualität und Preis. Im Weingut ist nun mit Raffaela und Giuseppe die dritte Braida-Generation in der Verantwortung. Behutsam wird verändert: So werden bei Braida nicht mehr nur Barbera, sondern mittlerweile auch Merlot, Cabernet Sauvignon und Pinot Nero kultiviert. Der Fokus liegt jedoch nach wie vor auf der Erzeugung hochwertiger Barbera-Weine.

Der Inhaber und Exportleiter Dr. Norbert Reinisch lud im Rahmen des Rheingau Gourmet-Festivals dazu ein, in einer geführten Verkostung, co-moderiert von Sommelier Kai Schattner, das aktuelle Niveau von acht ausgewählten Braida-Weinen zu prüfen. Der Ehemann von Raffaela Bologna und ausgebildete Facharzt für innere Medizin konnte gleich zu Beginn gern vernommene Informationen zu Weingenuß und Gesundheit geben, etwa „jeder Tag ohne Wein ist ein Risiko für die Gesundheit“…

Kurzweilig und und vollgepackt mit Insider-Information führte er in die Historie des Gutes und in die Besonderheiten des Anbaugebietes ein. Wer hätte etwa gedacht, daß das Piemont auch im Reisanbau und in der Kultivierung von Haselnüssen führend ist ? Die weißen Alba-Trüffel und die neun DOP-Käsesorten sind dem Genießer da schon eher geläufig. 2014 ist „ein gutes Trüffeljahr, aber leider ein mäßiges Weinjahr“, berichtete Norbert Reinisch. Was weiter nicht schlimm war, denn die vorgestellten Weine stammten aus den Jahren 2013 mit dem Weißwein La Regina aus der autochthonen Sorte Nascetta bis zum 2006er Brigotta della Bigotta, einem weiteren Top-Barbera des Hauses. Herausforderungen im Anbau wie ein immer wärmeres Klima, dem mit früherer Lese begegnet wird, oder eine neu auftretende blattzerstörende Zikade wurden nicht verschwiegen.

Dr. Norbert Reinisch

Um es kurz zu machen: die Qualität der vorgestellten Weine ist immer noch makellos. Vom 2013er La Regina aus Nascetta-Trauben mit Pfeffer-, Zitrus-, und floralen Noten über den 2013er Barbera Montebruna (im großen Holzfaß ausgebaut) mit seinen dunklen Kirsch- und Schokoaromen, vom eindrucksvollen, viel zu jungen Monument Ai Suma (mit toller Konzentration und viel Schwarzkirsch und Johannisbeer-Power am Gaumen) über den wunderbar balancierten Bricco dell´Uccellone 2012 bis hin zur eindrucksvollen Vertikale der Bricco della Bigotta-Weine aus den Jahren 2011, 2009 und 2006 bestätigte sich die immer elegante, mit eher noch mehr Frucht als früher ausgestattete Stilistik und das hohe Qualitätslevel dieser Spitzenweine. Andere Genießer sehen das wohl ebenso, denn trotz des gehobenen Preisniveaus ist Braida ständig ausverkauft und die Weine müssen zugeteilt werden.