Ein wunderbar passender Titel für ein Weinbuch. Der griechische Tragödiendichter Euripides hat einst diese gleichermaßen poetische wie immer noch wahre Feststellung getroffen. Doch auch hinter diesem schönen Titel bleibt es erfreulich, denn in diesem Sammelband ist eine Fülle von informativen Beiträgen rund um das zeitlose Thema Wein vereint.
Ausgewiesene Fachleute wie etwa Professor Helmut König vom Institut für Mikrobiologie und Weinforschung an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität oder Professorin Monika Christmann, Vorsitzende des OIV und langjährige Lehrende an der Fachhochschule in Geisenheim liefern hochinteressante, lehrreiche und unterhaltsame Texte aus ihren jeweiligen Fachgebieten. Artikel zur Kulturgeschichte des Weines, zu Wein und Musik (!), zu gesundheitlichen Aspekten, zu Önologie oder auch zu lokalen Themen wie dem Mainzer Weinsenat oder zur Wiederauferstehung des Ingelheimer Traditionsweingutes Neus sind hier vertreten. Ganz zeitgemäß wird ein aktuelles Thema wie die vieldiskutierte Mineralik im Wein in einem fundierten Artikel erläutert. In den Texten wird erfreulicherweise auf wissenschaftlich gebotene Neutralität und nachvollziehbare Wahrhaftigkeit geachtet, wo es angebracht erscheint, gibt es jedoch auch kritische Worte. Ein wirklich breites Spektrum findet sich hier. Die fachlich durchaus anspruchsvollen Texte sind zum Glück nicht in unverständlichem Fachchinesisch geschrieben, die Autoren haben sich redlich Mühe gegeben, die Zusammenhänge auch für weininteressierte Amateure verständlich und spannend zu machen.
Sicher, über die Auswahl des porträtierten Weinguts wie auch der Weindynastie Pieroth könnte man diskutieren, hier standen wohl Überlegungen, lokale Bezüge herzustellen, im Vordergrund. Vielleicht mag auch die eine oder andere Thematik von manchem Leser vermisst werden, doch gerade in dieser Beschränkung ist das Buch auf essentielle Themenbereiche fokussiert und nur so ist ein handliches Format möglich. Das Ganze ist aussagekräftig und informativ bebildert und mit weiterführenden Literaturhinweisen und Quellenangaben versehen. So vermag das Buch sowohl den weinaffinen Genießern als ganzheitliche Einführung, aber auch den fortgeschrittenen Weinfreunden als Anreiz zur weiteren Wissensvertiefung dienen. Eine gelungene Veröffentlichung, die in der oftmals irritierenden und marktschreierischen Fülle des Weinbuchangebots ihre Berechtigung hat.
Heinz Decker, Helmut König, Wolfgang Zwickel (Hrsg.)
„Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens“, Aspekte des Kulturguts Wein
Nünnerich-Asmus Verlag, gebunden, 272 Seiten, 24,90 Euro.
ISBN 978-3-945751-12-1